Dienstag, 17. Dezember 2013

Großartige geistreiche Unterhaltung - Die Affen von Cannstatt

"Lehmanns Roman kommt daher als raffiniertes Wechselspiel zwischen Gefängnistagebuch und Rechtfertigung einer zu Unrecht in die Mühlen der Justiz Geratenen", schreibt Dietmar Jacobsen im online-Magazin Moment. 

"Am Tod der zwei Männer – Männer, mit denen Camilla Feh, die sich als Soziologin mit den matriarchalen Strukturen in der Gesellschaft der Bonobo-Affen beschäftigte, tatsächlich ein Hühnchen zu rupfen hätte – trägt sie jedenfalls keine Schuld. Indem das Buch aber immer hin- und herblendet zwischen dem, was seiner Heldin in der Welt geschieht, und ihren wissenschaftlichen Beobachtungen an den Bonobos im Cannstätter Zoo, legt es ganz nebenbei auch die gesellschaftlichen Üblichkeiten bloß, an denen seine Heldin fast zerbricht. Das ist großartige, geistreiche Unterhaltung, wie man sie bei deutschen Krimiautoren kaum je findet."

Der ganze Artikel im Momentmagazin "Alles Krimi oder was?"

Sonntag, 15. Dezember 2013

Das Unsichtbare im Blick

"Eine ebenso komplexe Steinbrucharbeit, aber hier und in der Jetztzeit angesiedelt, leistet die Recherchekünstlerin Christine Lehmann in ihrem neusten Roman Die Affen von Cannstatt", schreibt Else Laudan in ihrem Essay "Die Unsichtbaren im Blick" über die Krimiliteratur in der Polar Gazette. 

"Es geht darin höchst aktuell-realistisch um Gefängnishaft und ihre Auswirkungen auf die Identität einer (bürgerlichen) Protagonistin, doch dahinter und parallel räumt die Autorin mit gewaltigen blinden Flecken unseres kollektiven Bildungshintergrunds auf. Im Visier steht hier nicht weniger als der patriarchale Mythos über ›Mutter Natur‹. Im Wechselspiel aus Erinnerungsarbeit und Gefängnistagebuch inszeniert Lehmann den Weg einer Frau, die mit Legenden und Vorurteilen ringt: Als Forscherin beobachtet sie im Zoo die matriarchal lebenden Bonobos, sucht den Mythos von der Wirklichkeit zu trennen, stößt jedoch im akademischen Kanon auf Widerstand und weicht – typisch normalsozialisierte Frau – dem Konflikt lieber aus.