Donnerstag, 28. Juni 2012

Ohne Herz, ergo tot ...

Jule Blum hat für den Lesbenring die Totensteige besprochen. Es ist nicht die erste begeisterte Rezension, die sie über einen meiner Krimis mit Lisa Nerz geschrieben hat. Sie stellt fess, dass der erste Teil von Totensteige, der als gewöhnlicher und gemütlicher Locked Room Krimi daher kommt, sich allmählich zu einem Thriller wandelt, bei dem es am Ende um den Kampf geistiger Mächte geht - aber dies auch wieder ganz anders - als erwartet. Ihre Rezension endet mit einem Lob, das mich freut:

"Nun, Lehmann ist gut. Sie ist so gut, dass selbst hartgesottenen SkeptikerInnen parapsychologischen Hokuspokusses ein ums andere Mal leise Zweifel durchschleichen – wäre es nicht vielleicht doch möglich, dass… Die 537 Seiten verfliegen auf jeden Fall auf unheimlichste Art und Weise, mit ihnen die Zeit, die urplötzlich Löcher von mehreren Stunden Länge aufweisen kann. Beweis genug, dass Christine Lehmann neben ihrem unnachahmlichen Erzähltalent wohl auch noch im Besitz von Fähigkeiten ist, über deren Existenz frau bisher eigentlich nicht einmal nachdenken wollte."

Donnerstag, 21. Juni 2012

Die Ohnmacht der Weltverschwörung

Es ist in diesem Krimi, Totensteige,  nie wirklich um Parapsychologie gegangen, sondern immer und von Anfang an um den Spuk der Medien. Es geht darum, was Journalisten ohne böse Absichten mit der Wahrheit machen, wie sie sie verkennen, verbiegen und zum Geldverdienen einsetzen. Auch Journalisten kennen die Wahrheit nicht, aber sie kennen viele Leute, die ihnen ihre Wahrheit erklären und sich dabei zuweilen zu Fachleuten auf Gebieten aufwerfen, in denen sie nicht Bescheid wissen. Die Unmenge Wissen, die uns zur Verfügung steht, schafft Glaubende, weil niemand mehr beurteilen kann, von welchen Interessen dieses Wissen zu welchen Zwecken zur Gewissheit erklärt wird. In Totensteige geht es um den missionarischen Eifer derer, die glauben, sie kennten die Wahrheit. Ein Eifer, der seit jeher tödlich ist. Es geht um das Wechselspiel zwischen Medien und Rezipienten. Die einen liefern Skandalisierungen, die anderen wollen sie und machen mit. Aus dem Schmetterlingsflügelschlag kleiner Ungenauigkeiten und Lügen im Journalismus wird plötzlich ein globaler Orkan, an dem sich alle beteiligen. Und nicht einmal die Weltverschwörung (in Gestalt der Wartegg-Konferenz) ist hier Antreiber und Täter, sondern selbst die wird getrieben von den Fiktionen, die von den Medien in selbstorganisierenden Prozessen zu Wahrheiten erklärt werden und urplötzlich eine drastische Lösung verlangen. (Christine Lehmann)

Krimi-Couch / Leserunde 12/IV Totensteige
Totensteige - der zehnte Lisa-Nerz-Krimi

Mittwoch, 20. Juni 2012

Lisa trifft Angela


"Vielschichtig und hellsichtig, kritisch, salopp und handfest ist Christine Lehmanns neuer Roman, in dem sie ein schwieriges Thema so unterhaltsam, wie scharfsinnig meistert."

So endet Frank RumpelBesprechung von Totensteige in SWR 2 Die Buchkritik am 19.6.2012 um 14:55 Uhr.

Der Krimi gefällt ihm offenbar. Rumpel geht die Reise von Lisa und Richard von Holzgerlingen und dem verschlossenen Zimmer mit der grausligen Leiche über Schottland, Hamburg und Berlin bis in die Schweiz mit, wo eine von mir erfundene Geheimkonferenz Politiker und Industrielle Gedanken über den Lauf er Welt machen. Diese Konferenz ist allerdings von mir nicht erfunden, sie reflektiert eine andere Konferenz, die ich hier nicht nenne, die ähnlich im Halbverborgenen abläuft wie die von mir in diesem Schlösschen in Rorschach  in der Tat erfundene Wartegg-Konferenz.

"Das ist bei Lehmann zwar alles gnadenlos überzeichnet, aber eben auch klasse recherchiert, klug weitergedacht und gut erfunden. Die Stuttgarter Autorin lässt in ihrem bisher gewichtigsten Krimi aber auch einiges an ihre Figuren heran. Lisas Freund Richard Weber hat eine Affäre mit der attraktiven Derya. So kommt die schnoddrige, bisexuelle Nerz emotional ins Wanken, muss sich und ihre Rolle, auch die als Journalistin, hinterfragen, darf dafür aber auf der Konferenz am Bodensee mit Barack Obama und der Bundeskanzlerin plaudern." Frank Rumpel

Hören und Lesen hier: SWR 2 Die Buckritik,  19.6.2012, 14:55
oder auf Podcast.de


Dienstag, 19. Juni 2012

Unter Geisterjägern

titelt Kirsten Reimers im KulturMag ihre Rezension von "Totensteige". 


" ... Nichtsdestotrotz ist der Roman faszinierend, fesselnd und sinnlich, denn Christine Lehmann schafft es wie keine Zweite, dass man beim Lesen mit Lisa Nerz in das merkwürdige Denksystem der Parapsychologie eintaucht und gleichzeitig das Konzept von außen kritisch hinterfragt. Und nicht einmal der Katzencontent kommt dabei zu kurz. ..." Wer wissen will, auf welche kritische Anmerkung sich das "nichtsdestrotrotz" bezieht, lese bitte die ganze Rezension hier

Schrödingers Katzen und Katzenjakob
Totensteige, der 10. Lisa-Nerz-Krimi

Montag, 11. Juni 2012

Lüge und keine Wahrheit


mit freundlicher Genehmigung von Kirsten Reimers
Frankfurter Neue Presse, 6.6.2012,
Kirsten Reimers hat in der Frankfurter Neuen Presse eine Rezension der "Totensteige" veröffentlicht, die noch nicht online zu lesen ist. Sie endet mit den Sätzen: "...wirklich faszinierend und erstaunlich ist, wie man als Leser mit Lisa Nerz in das merkwürdige Denksystem der Parapsychologen eintaucht und gleichzeitig das Konzept von außen kritisch betrachtet. Beides zusammenzubringen, schafft wohl nur Christine Lehmann.“

Sonntag, 10. Juni 2012

Von allen guten Geistern verlassen


titelt Stefan Schweizer seine Rezension von "Totensteige" im Rezensionsforum Literaturkritik.de bei C.H. Beck.
 
Schweizer fragt sich, ob Serienfiguren nicht irgendwann in Gefahr geraten, sich totzuhasseln. Er findet, bei Lisa Nerz sei das (noch) nicht der Fall und schreibt: "Abseits des Actionthrillers ist Lehmanns Totensteige eine ernstzunehmende Parabel über die Interaktion von Medien und Politik. Barzanis Vater ist nämlich einer der mächtigsten Medien-Mogule Deutschlands. Die Medien werden dabei als Spuk, Inszenierung und Manipulation dargestellt. Die Politik steht dabei den Medien hilflos gegenüber."
            Er findet Lisa Nerz reifer und ruhiger und sieht das als Kontrast zum Action-Thriller. Genau so habe ich es auch gewollt. Schweizers Schlusssatz lautet: "Einmal mehr bietet Christine Lehmann also Krimiunterhaltung vom feinsten. Totensteige fesselt von der ersten bis zur letzten Seite und wird es dem Leser kaum ermöglichen, längere Lesepausen einzurichten."

Ich danke.
Die ganze Rezension HIER

Samstag, 9. Juni 2012

Das Duell auf der Totensteige

krimiblog.de diskutiert mit Killer & Co von der Stuttgarter Zeitung in Facebook über die Frage, warum Totensteige nicht in der KrimiZeit-Bestenliste auftaucht.

krimiblog.de : Totensteige / Christine Lehmann: Ein- und Widerspruch, Prostest sowieso. Behäbig? Wir haben wieder unterschiedliche Romane gelesen. „Totensteige“ ist rasant erzählt, auch im Vergleich zu den Vorgängerromanen mit der werten Lisa Nerz. 
     Wunderbar: Es ist nicht Action um der Action willen, sondern Frau Lehmann schafft es, mindestens eine zweite Leseebene dem Leser zu offerieren. Ich kann den Text als schnell geschnittenes Action-Spektakel lesen und viel Freude damit haben. Ich kann ihn aber genauso auch als ironisch gebrochenes Spiel mit genau diesem Action- und Polit-Thriller-Genre lesen, bei dem dessen Mechanismen deutlich werden, ohne sie vorzuführen. Ein wundervolles Wechselbalg ist dieser Roman, der mühelos beim Lesen zwischen Hommage und Parodie wandelt und schwebt, der Hauptfigur entsprechend.
     Aber noch mehr: Die imaginative Kraft einer Christine Lehmann ist strahlender denn je. Als kürzlich Francois Hollande zum Antrittsbesuch bei Frau Merkel abhob und sein Flugzeug vom Blitz getroffen wurde, blitzte in meinem Kopf kurz eine lächelnde Lisa auf. Als der Virus „Flame“ die mediale Runde machte, war der – im Roman sterbende – Computerhacker in meinem Kopf, Obama ohnehin.
     Lehmanns Text schafft etwas, was nur wenige Texte schaffen: Er spinnt sich in meinem Leben fort. Die kritischen Töne zu Medienhype, Hysterie und falschem Zauber wirken nach. Nein, „Totensteige“ ist nicht behäbig – auch nicht im Kontext der Serie – der Roman ist klug komponiert, exakt getaktet und eine glaubhafte Weiterentwicklung der Figur Lisa Nerz. Das ausgerechnet diese Figur, die ja auch außerhalb ihrer Bücher bei Facebook und im Blog exisitert, an diesen, von Ihnen beschriebenen Listen-Regularien, scheitert, spricht nicht für die Machart der Liste.
      Herzlichste Freitagsgrüße
vor 23 Stunden · Gefällt mir nicht mehr · 2

Killer & Co.: Lieber Ludger Menke, ich will "Totensteige" keinesfalls schlecht reden. Ich habe den Roman gern gelesen, habe ihn ungezwungen positiv besprochen, empfehle ihn auch gern persönlich und fände es keinen Schnitzer, wenn er auf der Liste stünde.
Ich überlege nur, wie es kommt, dass er dort nicht steht. Ob es dafür eine andere Erklärung als die simple gibt: keiner aus der Jurorenschar mag das Buch
Aber ich tue mich - zumindest als Juror - immer ein wenig schwer mit den vielen Serien. Soll man die durchvoten, Band 4 und Band 5 für die Liste empfehlen, wo man doch schon Band 3 so toll fand? Dann wäre die Bestenliste schnell sehr monoton.
Vorm Weglassen nach dem Motto pars pro toto - alle paar Bände mal wieder einen stellvertretend empfehlen - schrecke ich dann aber auch zurück, weil's willkürlich wirkt, gar wie ein Tadel beim jeweils nicht getippten Band. Ich vermute, ich bin nicht der einzige Juror, dem's so geht.
In dieser Situation bin ich dann froh, wenn mir ein bestimmter Band einer Serie einen klaren Grund liefert, warum ich ihn diesmal nicht in meine Top-4 nehme. Im Zusammenhang der Serie habe ich für „Totensteige“ viel Sympathie. Mir ist es einerseits viel lieber, dass Christine Lehmann diese Entwicklungen und Experimente wagt. Lieber, als dass sie noch ein flottes, kompaktes, wortwitzknisterndes, konfrontationsbewusstes Meisterstückchen liefert, das mit dem vorvorigen flotten, kompakten etc. Meisterstückchen austausch- und verwechselbar wäre.
Der Preis, den sie in meinen Leseaugen dafür bezahlt ist aber, dass „Totensteige“ ein wenig unrunder läuft, gewachsene Probleme des Weltentwurfs (für mich vor allem: das Erklärbärhafte des Staatsanwalts und dessen komfortable Zugangsbeschaffungsfunktion) deutlicher hervor treten lässt, dass Rationalität und Grand Guignol (noch) nicht ganz zusammengehen, etc. Sie haben das Buch offensichtlich anders erlebt. Wie gesagt, das sind alles Kleinigkeiten. Wäre das der erste Krimi Christine Lehmanns, oder der erste , der sich aus einer bis dato bieder-konventionellen Serie herausgelöst hätte , wäre ich wahrscheinlich haltlos begeistert. So aber, s.o., ordne ich den bei mir eher auf Platz 5 oder 6 der Bestenliste ein, mit dem gestern schon geschilderten Ergebnis.
Jeder mögliche Abstimmungsmodus hat seine eigenen blinden Flecke und toten Winkel. Ich glaube nicht, dass die Liste dadurch völlig absurd wird. Aber in diesem Punkt sind wir ja schon seit beinahe Listenanbeginn unterschiedlicher Meinung.
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krimiblog.de: Stellen Sie sich bitte ein freundliches Schmunzeln auf meinem Gesicht vor, lieber Thomas Klingenmaier. In Ihrer Antwort finde ich zahlreiche Argumente, weshalb „Totensteige“ auf die Liste gehört. Brüche, Experimente, Neues, Überraschung auch im zehnten Band einer Serie. Welcher Autor bekommt das schon hin? Das Unrunde – gerade bei der Figur des Staatsanwalt, mir kommt der eben in seinen Brüchen sehr bekannt vor – konnte ich in der Tat nicht entdecken.
Setze ich das alles in Bezug zur aktuellen Liste, frage ich mich schon, warum etwa eine Fred Vargas ein Dauerabo für ihre Serie hat, obwohl sie nichts Neues wagt, ästhetisch die, freilich breit gefächerten, aber altbekannten Mechanismen abspulen lässt. Ein Vargas-Buch, auch das letzte, überrascht mich nun überhaupt nicht mehr. Das es gut unterhält steht außer Frage. Noch gravierender fällt für mich auf der aktuellen Listein John Hart ins Gewicht. Das ist konventionelle Massenware. Aber ja: eine Liste ist eben nur eine Liste.
Einen sonnigen Samstag wünsche ich Ihnen


Christine Lehmann dankt für den aufschlussreichen Disput.

Freitag, 1. Juni 2012

Wunder unter den Arkaden von Freudenstadt

Arkadenbuchhandlung Freudenstadt
Meine Lesung gestern in der Arkadenbuchhandlung am größten Marktplatz Deutschlands, nämlich dem in Freudenstadt, war ein Kuriosum der positiven Art. Eingeladen hatten mich Ingeborg Belschner vom Frauennetzwerk Freudenstadt und Buchhändlerin Gudrun Krüper.

Es gibt viele Arten, eine Autorin zu begrüßen, solche, wo ich meine Sätze von meiner Inernetseite wieder höre, oder nur den Satz, "Ja, die Autorin stellt sich jetzt dann am besten selber vor." Aber nie wieder werde ich mit einer solchen und so schön erzählten Geschichte begrüßt werden wie sie die Ingeborg Belschner zu erzählen hatte.

Sie habe, erzählte sie, vor 25 Jahren in Stuttgart ein Buch entdeckt, das von einem gewissen Johannes Lehmann geschrieben worden sei. Dieser Herr Lehmann habe dann Hebräischkurse an der Volkshochschule gegeben. Dort sei sie gewesen. Eine Nachbarin habe zu ihr die Bemerkung gemacht: "Wenn man die Augen zumacht hört man die Stimme der Bücherbar", eine Sendung, die mein Vater lange Jahre moderiert hat. Sie habe damals eine Vortragende für ein Treffe ihres Verbands gesucht, erzählt Belschner weiter, und sich ein Herz gefasst und meinen Vater gefragt, ober jemanden kenne, der das machen könne. Er habe ruhig mit der Pfeife im Mund zugehört und auf ihr Anliegen geantwortet: "Da weiß ich jemanden, nämlich meine Tochter." So sei ich eingeladen worden. Meine Zwischenfrage, "Worüber habe ich denn geredet?" konnten wir beide nicht beantworten. Sie sei dann bei der Landesgartenschau in Nagold auf den Büchertisch der Wanderausstellung von Autoren in Baden-Württemberg gestoßen und habe Bücher einer gewissen Christine Lehmann gesehen. Sofort habe sie sich das erste Buch in er Arkadenbuchhandlung bestellt und es gelesen.

Nach der Lesung haben Ingeborg Belschner und ich solange in unseren Hirnen gekramt, bis wir uns erinnert haben, worüber ich Anfang der achtziger Jahren referiert habe, nämlich vor vielen Frauen und einem Mann, der immer unruhig auf dem Stuhl herumrutschte, über "Frauensprache und Männer" also über den Sexismus unserer Sprache. Ja, DAS waren noch Zeiten!