Sonntag, 4. März 2018

Schmuck zum Book - Der Mond kommt nach Stuttgart

Als ich 2008 meinen Mondkrimi "Nachtkrater" veröffentlichte, fiel mir auf, dass sich niemand für den Mond interessiert. 

Ein Zeichen dafür: Es gab auch gar keinen Mondglobus und keinen Schmuck, der die Mondscheibe abbildete. Das hat sich im vergangenen Jahr geändert, weil es die Stuttgarter Goldschmiedin Sonja Waldraff gibt, die sich offenbar ebenso leidenschaftlich wie ich für den Mond interessiert.

Aber der Reihe nach: Die Goldschmiedin Eveline Welte in Wangen im Allgäu war die erste, die mir für meine Lesungen eine Mondscheibe aus geschwärztem Silber fertigte.


Sie schaute sich Fotos vom Mond an (rechts oben in der Collage links) und zeichnete, gravierte und bosselte und setzte dorthin, wo der große Krater Tycho ist, einen winzigen Diamanten. Sehr gut gelungen. (Großes Bild in der Collage links.) Die Scheibe ist aus geschwärztem Silber, mit einer Öse für eine Kette versehen, aber auch als Brosche zu tragen.

Auch Nils Peters, der auf Rügen seinen Sonnenschmuck fertigt, fand die Aufgabe sehr interessant, studierte Fotos vom Mond und legte zwei Silberplatten übereinander, die obere ausgeschnitten. Trägt sich unkompliziert und robust. Auch sehr schön (rechts unten). Leider befindet sich der Aufhänger zu weit nach links versetzt. Hängt die Scheibe, dann sieht man das Bild der Mare nicht so, wie wir es auf der Nordhalbkugel in unseren Breiten sehen.

2015 haben dann Wissenschaftler der NASA Lunar REconnaissance Orbiter (LRO) die nahezu vollständige hochauflösende topographische Karte der Mondkugel veröffentlich. Sie hat eine Pixel-Skala von rund 330 Fuß.

Das verführte Sonja Waldraff (Goldschmiedin) aus Stuttgart und ihren Mann dazu, auf Mondreise zu gehen. Sie stellten eine maßstabsgetreue Kopie des Mondes her, auf Walnussgröße verkleinert. Sonja Waldraff hat die Walnüsse dann halbiert und Halbkugeln mit der Mondvorderseite und der Mondrückseite hergestellt. Diese Halbkugeln mit maßstabsgetreu verkleinerter Mondüberfläche - allen Kratern, allen Gebirgen, allen Meeren - habe ich vor einem Jahr im Fluxus (Calver Passage) in Stuttgart entdeckt. Und vor allem auch gleich erkannt, denn die Mondoberfläche ist mir vertraut, auch wenn sie nicht weißlich mit grauen Mare-Formation am Himmel leuchtet. Wir kamen ins Gespräch. Mir waren die Halbkugeln ein bisschen zu groß, zu halbkugelig. Sonja erzählte mir, dass viele Leute auch erst gar nicht kapieren, was der Schmuck darstellt.

"Klar", entfuhr es mir, "wir sehen den Mond ja nicht als Kugel, sondern als Scheibe. Und wir stellen ihn meistens auch noch als Sichel dar. Vielleicht müssten Sie eine Mondscheibe machen." Natürlich genauso maßstabsgetreu, also perspektivisch verzerrt, so wie wir die Krater und Mare von unten sehen.
Sie hat es getan. Was technisch wegen der Rechenaufgaben und Datenmengen überhaupt nicht einfach war. Ganz und gar nicht. Aber es ist gelungen. Die Mondscheibe hat einen Durchmesser von 20 mm und hinten eine kleine Öse für eine Kette. Sie besteht in den Maren mehrfach geschwärztem Silber und ist hinten glatt.

Und so habe ich nun zehn Jahre nach Lisa Nerz' Ausflug auf die Mondstation Artemis den wirklichkeitsgetreusten Mondanhänger, den ich zu meinen Lesungen aus dem Nachtkrater mitnehmen könnte, wenn noch welche stattfänden. Er gefällt mir ausnehmend gut.

Link zum Mondschatz